Innere Brunstanzeichen – das fühlt man

Die Geschlechtsorgane der Kuh verändern sich während der Brunst. Den Spermien wird durch sie der Weg zur Eizelle bereitet. Diese inneren Brunstsymptome kannst Du während einer rektalen oder vaginalen Untersuchung der Kuh erkennen:

Die Scheidenschleimhaut rötet sich durch eine verstärkte Durchblutung

Spreizst Du die Schamlippen der brünstigen Kuh, so fällt auf, dass die Scheidenschleimhaut Kuh gerötet und feucht-glänzend ist. Die stärkere Durchblutung  verändert die Pheromon-Bildung der Scheidenschleimhaut. Der Stier und andere Kühe können diesen veränderten Geruch der brünstigen Kuh durch Flehmen wahrnehmen.

Brunstschleim wird abgesondert

Brunstschleim lässt sich besonders gut am liegenden Tier erkennen. Manchmal geht er aber erst bei der rektalen Untersuchung ab oder bleibt bei einer vaginalen Untersuchung am Spekulum hängen. Der Brunstschleim dient zum einen dem Spermientransport in der Gebärmutter. in Richtung Eileiter, wo sie später die Eizelle befruchten. Die fadenziehende Konsistenz in der Brunst ist für den Spermientransport optimal. Ausserdem bremst die Konsistenz des Brunstschleims den Eigenantrieb durch das Schwänzchen der Spermien ab. Dies schont ihre Kraftreserven.

Im Brunstschleim sind ausserdem Fresszellen aus der körpereigenen Abwehr enthalten. Diese erkennen und beseitigen beschädigte oder fehlerhafte Samenzellen. So selektieren sie, welche Spermien es überhaupt bis zum Eileiter schaffen. Die chemische Zusammensetzung des Brunstschleims hat ausserdem eine wichtige desinfizierende Wirkung – auch Bakterien und andere Keime werden weggeräumt. Denn Keimfreiheit ist für die Befruchtungsfähigkeit des Samens entscheidend. Der reinigende Effekt einer Brunst auf das Innere der Gebärmutter spielt auch bei ihrer Versäuberung nach der Geburt eine grosse Rolle. Deshalb sollte der Zyklus der Kuh möglichst bald nach dem Abkalben wieder anlaufen.

Der Muttermund und der Gebärmutterhals öffnen sich

Damit Spermien aus dem Natursprung den Muttermund und den Gebärmutterhals passieren können, öffnen sich diese während der Brunst. Bei einer Untersuchung mit dem Spekulum lässt sich der offene Muttermund der brünstigen Kuh gut erkennen.  Allerdings haben auch Kühe mit Gebärmutter- oder Gebärmutterhalsentzündung oft einen geöffneten Muttermund.

Die Gebärmuttermuskulatur zieht sich zusammen, das Organ fühlt sich dadurch fester an

Beim rektalen Touchieren einer brünstigen Kuh fällt sofort auf, dass die Gebärmuttermuskulatur stark zusammengezogen ist. „Die Gebärmutter ist gespannt“, sagt Dein Besamer. Die erhöhte Kontraktion der Muskulatur unterstützt den Spermientransport im Inneren der Gebärmutter. Die starke Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur während der Brunst drückt die Spermien zusätzlich nach vorne. Brunstschleim und Gebärmutter wirken wie ein Schlepplift auf der Skipiste, der die Spermien sehr effektiv transportiert: Nur wenige Minuten nachdem sie in der Gebärmutter angelangt sind, kann man die ersten Spermien am anderen Ende des Organs vor dem Eingang in den Eileiter finden. Achtung: Das Stresshormon Adrenalin wirkt der Kontraktion der Gebärmutter entgegen. Eine ruhige, entspannte Atmosphäre ist daher immer gut für den Besamungserfolg.

Hände weg vom Brunstbläschen

Auf den Eierstöcken befindet sich ausser dem Brunstfollikel kein anderes aktives Funktionsgebilde. Im Follikel reift die Eizelle bis zum Eisprung heran. Dann reisst die Blasenwand ein und die Eizelle wird beim Eisprung (Ovulation) ausgespült. Das dünnwandige Bläschen kann auch durch eine Untersuchung während der Brunst leicht platzen. Die Eierstöcke einer brünstigen Kuh sollten deshalb nicht  berührt werden.

Der Eileitertrichter umhüllt den Follikel

Das feine Häutchen der trichterartigen Öffnung des Eileiters legt sich auf die Stelle, an der das Eibläschen aufreissen wird. Der Trichter fängt dort beim Eisprung die Eizelle auf und saugt sie aktiv in das Innere des Eileiters ein. Dieses System ist sehr sensibel. Auch der erfahrenste Untersucher kann das dünne Häutchen bei einer Betastung des Eierstocks nicht spüren. Deshalb heisst eine Faustregel: Hände weg vom Brunstfollikel!