Das Verhältnis von Fett : Eiweiss – Der Fett-Eiweiss-Quotient

Das Verhältnis von Fett : Eiweiss in der Milch ist eine der wichtigsten und genausten Messgrössen und gibt Dir wichtige Hinweise bei der Fehleranalyse Deiner Fütterung - insbesondere bezüglich Pansengesundheit und Energie-Versorgungslage deiner Tiere.

Fettgehalt und Pansengesundheit

Tiefe Fettgehalte  (< 3.60 %) weisen auf eine ungenügende Essigsäureproduktion im Pansen hin – meist wegen Übersäuerung.

Fettgehalt und Fettmobilisation

Hohe Fettgehalte  (> 5.00 %) zeigen, dass die Kuh Körperfett mobilisiert.

Fettgehalt und Fettdepots

Hohe Fettgehalte (> 5.00 %) gegen Ende der Laktation weisen auf eine zu nährstoffreiche Fütterung hin. Die überschüssige Energie wird als Körperfett eingelagert. 

Eiweissgehalt und Energieversorgung

Tiefe Eiweissgehalte  (< 3.00 %) zeigen, dass die Energieversorgung im Pansen und somit auch diejenige der Kuh ungenügend ist.  

Hohe Eiweissgehalte (> 3.80 %) zeigen, dass die Lebensbedingungen im Pansen für die Mikroben gut sind. Bleiben die Eiweissgehalte über längere Zeit sehr hoch, kannst du davon ausgehen, dass die Fütterung zu energiereich bzw. die Nährstoffversorgung zu hoch ist.

Daraus ergeben sich diese Zusammenhänge:

Enges Fett:Eiweissverhältnis – Niedriger Fett:Eiweiss-Quotient

Startphase-Kühe, die wenig Fett und wenig Eiweiss in der Milch haben, haben ein enges Fett-Eiweiss-Verhältnis oder einen niedrigen Fett:Eiweiss-Quotienten. Dasselbe gilt für Altmelker, die viel Fett und viel Eiweiss in der Milch haben. Daher musst Du immer beachten, welche Tiergruppe Du beurteilst.

Hinweis für Pansenübersäuerung in der Startphase

Ein niedriger Fett:Eiweiss-Quotient weist auf ein ungenügendes Pansenmanagement hin. Meistens ist dabei der Pansen übersäuert. Kühe mit saurem Pansen-pH können nur wenig Milchfett bilden. Besonders Startphase-Kühe, die Du energiereich aber strukturarm fütterst, sind hierfür gefährdet.  

Liegt das Fett:Eiweiss-Verhältniss der meisten Startphase-Tiere unter 1.2 geht die Ampel auf gelb und du musst genau hinschauen, wo du was optimieren könntest. Bei Verhältnissen unter 1.0 leuchtet die Ampel rot – Du musst  Korrekturen vornehmen.

Ursachen für ein enges Fett:Eiweiss-Verhältnis in der Startphase

  • Strukturmangel in der Ration
  • Strukturgebende Komponenten sind zerstört (z.B. durch falsches Mischen)
  • Die Kühe selektieren ihre TMR-Rationen
  • Falsche Futterreihenfolge: kein oder zu wenig strukturiertes Futter (Heu) an Anfang der Fütterung
  • zu viel Kraftfutter je Vorlage (mehr als 1.5 kg aufs Mal)
  • schlechte Verteilung der Kraftfuttergaben über den Tag
  • zu grosse Saftfuttergaben je Vorlage (Futterrüben, Kartoffeln)
  • Kombination von Saftfutter (Futterrüben, Kartoffeln) und Kraftfutter

Enges Fett:Eiweiss-Verhältnis in der Startphase was tun ? – Praxis-Tipp

  • Überprüfe die Fett- und Eiweissgehalte. Wahrscheinlich sind sie beide tief.
  • Überprüfe das Wiederkauverhalten Deiner Kühe, sie sollten mit mindestens 56 Kauschlägen pro Bissen wiederkäuen.
  • Überprüfe die Pansengeräusche Deiner Kühe mit dem Stethoskop
  • Wasche den Kot Deiner höchstleistenden Kühe aus und überprüfe den Verdauungsgrad.
  • Überwache Deine Startphasekühe regelmässig (wöchentlich) mit einem Ketosetest
  • Prüfe den Ablauf Deiner Fütterung und setze verzehrsfördernde Massnahmen um   

Folgen der Pansenübersäuerung

  • Klauenprobleme: Klauengeschwüre, Klauenrehe, Mortellaro etc.
  • Fruchtbarkeitsstörungen: Stille Brunst, Stille Zysten, Embryonaler Frühtod
  • Stoffwechselstörung (Ketose)
  • Leberschädigung und damit Infektionsanfälligkeit (nachfolgend Euterentzündungen, Gebärmutterentzündungen)
  • Sekundärer Spurenelementmangel (z.B. Selen – nachfolgend Nachgeburtsverhalten, Endometritis, Geburtsprobleme, lebensschwache Kälber)  

Hinweis für Verfettung in der Altmelkphase

Altmelkende Kühe, die ein enges Fett:Eiweissverhältnis (um 1.0) in der Milch haben, haben meist einen sehr hohen Fettgehalt kombiniert mit einem ebenfalls sehr hohen Eiweissgehalt. Diese Tiere sind zu gut mit Energie versorgt und verfetten.

Folgen der Fettreserven

Die Folgen der Fetteinlagerung werden in der Folgelaktation sichtbar:

Enges Fett:Eiweiss-Verhältnis bei den Altmelkern? – Praxis-Tipp

  • Überprüfe die Fett- und Eiweissgehalte. Sind beide tief oder beide hoch?
  • Überwache die Körperkondition Deiner Kühe regelmässig mit BCS (Body Condition Score), denn die Fettreserven werden schleichend angelegt und fallen Dir sonst zu spät auf.
  • Reduziere die Ergänzungsfütterung (Kraftfutter) rechtzeitig.
  • Senke die Nährstoffdichte der Ration, reduziere energie- und proteinreiche Grundfuttermittel ( z.B. Futterrüben; Maissilagen, Grassilagen, Emd...)
  • Verdünne die Ration mit mittlerem Heu
  • Vergleiche die Ration bezüglich Ausgeglichenheit und Leistungsniveau mit Deinem Futterplan.
  • Achtung: Es ist zu spät, verfettete Galtkühe abzuspecken! Stoffwechselprobleme schon vor dem Abkalben und Fruchtbarkeitsstörungen in der nächsten Laktation sind vorprogrammiert. Die Galtration muss den Bedürfnissen der Galtkühe angepasst ist. Fette Kühe müssen zudem besonders gut angefüttert werden.

Weites Fett:Eiweissverhältnis – Hoher Fett:Eiweiss-Quotient

Kühe, die viel Fett aber wenig Eiweiss in der Milch haben, haben ein weites Fett-Eiweiss-Verhältnis oder einen hohen Fett:Eiweiss-Quotienten.

Hinweis für Ketose in der Startphase

Bei Kühen zu Laktationsbeginn weist ein hoher Fett:Eiweiss-Quotient auf eine schlechte Energieversorgung hin: Diese Kühe bauen viel Körperfett ab. Ihr Fett:Eiweiss-Quotient ist grösser als 1.5. Eine Stoffwechselstörung (Ketose) ist die Folge. Meistens zeigt sich diese nur in der latenten (schleichenden) Form - die Kühe werden nicht klinisch krank. Sie haben aber vermehrt Fruchtbarkeitsprobleme.

Rassenspezifische Grenzwerte

Untersuchungen aus Deutschland zeigen, dass bei der Beurteilung des Fett-Eiweiss-Quotienten die Rasse der Kuh berücksichtigt werden sollte. Bei Jersey-Kühen zeigt ein Wert von mehr als 1,6 einen Energiemangel an, bei den anderen Rassen liegt der Grenzwert bei 1,4. 

Ursachen für ein weites Fett:Eiweiss-Verhältnis in der Startphase

  • Ein schlechter Futterverzehr. Insbesondere bei verfetteten Tieren, die in der Vorbereitung auf das Kalben schlecht angefüttert werden.
  • Zu wenig Kraftfutter und damit eine ungenügende Energiedichte der Ration (MJ NEL / hg TS).

Weites Fett:Eiweiss-Verhältnis in der Startphase was tun ? – Praxis-Tipp

  • Überwache Deine Startphasekühe regelmässig (wöchentlich) mit einem Ketosetest
  • Überprüfe die Ration mit dem Futterplan – passe sie gegebenenfalls der Milchleistung an.
  • Prüfe den Ablauf Deiner Fütterung und setze verzehrsfördernde Massnahmen um  

Folgen des Energiemangels

  • Mobilisierung von Körperfettreserven (Abmagern)
  • Stoffwechselstörung (Ketose)
  • Fruchtbarkeitsstörungen: Die Kühe laufen nicht an (Azyklie), Stille Brunst und Zysten.  

Hinweis für Verfettung in der Altmelkphase

Ein weites Fett:Eiweissverhältnis (>1.5) gegen Ende der Laktation zeigt wie ein sehr enges Fett:Eiweissverhältnis (um 1.0 – siehe oben)  eine zu nährstoffreiche Fütterung an. Die überschüssige Energie wird in Form von Körperfett eingelagert (Verfettungsgefahr). Ursachen und Folgen siehe oben

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